Krisenmanagement – Die Marketingpflicht zur PR-Kür machen

Krisenmanagement -  Die Marketingpflicht zur PR-Kür machen

Ich erinnere mich, damals gerade einmal 26 Jahre alt, an meine erste, ungewollt eigenverantwortliche Pressekonferenz – mitten in der Krise, dem größten anzunehmenden Gau überhaupt, Tschernobyl! Damals war ich Niederlassungsleiter einer der größten Werbeagenturen der Welt und der Auftraggeber unsres PR-Etats „Milch“, die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA), hatte es vorgezogen, der – natürlich überfüllten – Pressekonferenz fern zu bleiben.

So stand ich nun als junger Spund vor dem „Living Image“ unsres Promotion-Helden Harrison Ford inmitten unsres Milchstraßen-Verköstigungsstandes; . . . als Kapitän der einsamste Mann im Gefechtsstand, der Brücke!

Damals hatte ich mir, im Blitzgewitter des journalistischen Hochadels stehend, geschworen, mich später, wenn ich groß bin, niemals vor Verantwortung drücken zu wollen. Und siehe da, auch heute steht es jedem Unternehmen, jeder Vermarktungsgesellschaft, jedem Verband und jeder Marke frei, eine Krise Marketing- und PR-technisch konstruktiv anzunehmen und – mit Hilfe des Internet Marketing beispielsweise – zur größten Chance zu erklären. Stimmen Sie Ihre Marketingmanager auf diese „Chance“ rechtzeitig ein, bereiten Sie sie ethisch, moralisch und mental vor auf die Krise – am besten, wie immer, durch Ihr vorbildliches Handeln als Unternehmer nach dem Leitgedanken (bitte nicht der Leitkultur, die meist nur Leid zu eigenem Vorteil kultiviert), der Ihrer PR-Abteilung stets aufs Herz, doch erst in zweiter Linie ins handwerkliche Stammbuch geschrieben sei: „Tue Gutes, und berichte wahrheitsgemäß davon!“

Zweifellos ist der EQ Ihrer Mitarbeiter, die emotionale Befähigung zur korrekten Wahrnehmung eigener und fremder Gefühle, für das Krisenmanagement Ihres Unternehmens von allergrößtem Vorteil. Wir sprechen hier von Ihrer Bringschuld als Unternehmer, Ihre Förderung durch Vorangehen. Die emotionalen Fähigkeiten machen es möglich, einer Krise vorauseilend zu „begegnen“, wir brauchen dann keine Angst mehr vor der Krise zu haben, weil wir ihr bereits antizipativ begegnet sind und uns mit ihr, denn kommen tut sie mit einhundertprozentiger Sicherheit irgendwann, freundschaftlich und fair auseinander gesetzt haben. Unermesslicher Wert liegt also für Ihre Mitarbeiter darin, wie Sie, als Unternehmer, selbst mit Krisen umgehen oder sich auf diese vorbereiten.

Tun Sie das Gute, was Ihnen nach Möglichkeit in der krisenhaften Zukunft öffentlichkeitswirksam „zugute“ kommen soll, leidenschaftlich und in für Ihre Belegschaft sowie einer in der Öffentlichkeit offensichtlichen Einheit mit sich selbst – wir sprechen hier vom Corporate Image – ,dann eifern Ihnen nicht „nur die Mitarbeiter“ gerne nach, so Sie ihnen auch ein menschlich glaubhaftes Vorbild darstellen. Lesen Sie selbst beispielsweise die Tora oder die Kabbala, aus Freude an der Wahrnehmung der Schöpfung und ihres einzigen Schöpfers, das hebräische Shir HaShirim („Lied der Lieder“) oder selbst die Kamasutra des Hinduismus vielleicht auch den Mittleren Weg des Buddha, und verhalten sich entsprechend in Respekt vor Ihrem Schöpfer und glaubhafter Einheit mit ihm, vor allem jedoch in leidenschaftlicher Einheit mit dessen Geschöpfen, dann wird die Sie als Vorbild wahrnehmende Öffentlichkeit es Ihnen gleichtun wollen.

Ein verkorkstes Image indes lässt sich in der Krise nur schwer gerade rücken. Es sei denn, Sie machen es von Herzen nachvollziehbar (Reue zeigen) mit Respekt vor den Menschen und glaubhaft (nicht als Schmierenkomödie wie Frau Merkel im zweiten Gau nach Tschernobyl, eben Fukushima).

Ihre Fehler der Vergangenheit lassen sich – besonders wenn das Blut von Menschen daran klebt oder deren Verunglimpfung – nicht wieder ausbügeln, also können Sie sie (wenn Sie es ernst meinen) ebenso gut öffentlich bekennen, aufrichtige Reue leben (scheinbarer Widerspruch, ist aber erlebbar!) und Gutes tun, jetzt aber auf dem richtigen Weg, und davon glaubhaft berichten. Hier einige fiktiv-praktische Beispiele, jedes einzelne dieser Beispiele jedoch beruhend auf einer ganz und gar nicht fiktiven Widergutmachungs-Chance, im Kongo!
( Ausgangssituation s. Artikel „WAHLEN KONGO 2011 Hilfe deutscher Unternehmer von Nöten“ )

Sie werden sagen Kongo, was für ein Unsinn, ich muss als deutscher Atomkraftbetreiber doch im deutschen Markt wieder punkten. Das sollen Sie auch, ohne dabei wegzulaufen, wie meine Auftraggeber im eingangs erwähnten Tschernobyl-Beispiel. Doch wird, genauso wie die damalige CMA nicht die im weit entfernten Tschernobyl passierte Katastrophe zu verantworten hatte, und Sie nicht Fukushima, trotzdem die Schuld an Ihnen kleben bleiben, hier, in Deutschland! Und jetzt machen Sie aus der Not eine Tugend, aus der Marketingpflicht Ihrer Öffentlichkeitsarbeit eine von der deutschen Öffentlichkeit „erlebbare“ PR-Kür ( Beispiel: 10 sec. Intro-Film Kongo bei Klick auf Ihre Homepage).

  • E.ON, RWE, EnBW, Vattenfall – Ein Zehn-Sekunden-Introspot kann die deutschen Kunden dieser Kraftwerksbetreiber und deren künftig notgedrungen auch steuerwirksame Politik nicht entschuldigen, und zwar niemals! Doch jeder deutsche Steuerzahler weiß im Hinterkopf, dass sein Jammern auf dem weltweit höchsten Niveau liegt. Dies bekommt er (bitte glaubhaft, von Ihrer sich geänderten Einstellung aus) vor Augen gestellt, ein Drama . . . Menschen im Kongo, Armut, Leid, trotzdem strahlende, hoffnungsvoll glühende Kinderaugen, brillante Kameraeinstellung, Herz zerreißend. 10 Sekunden Leben, das berührt – dann Ihr Logo. Verantwortung, weltweit !
  • Deutsche Bahn – Ähnliches Szenario wird auch der Wutbürger aus Stuttgart 21 annehmen können, für den der Kongo-Claim in 10 Sekunden so enden könnte: „kein Essen, nicht einmal Gleise, es zu transportieren, nur Krieg. Und wir besingen mit Judy Baileys Band vereint für Demokratie die ersten echten freien Wahlen im Kongo. Verantwortung übernehmen. DB“
  • Deutsche BP – Nein, die Deepwater Horizon Affäre, unentschuldbar? Introspot Kongo: „Keine Transportmittel für Lebensmittel, nicht einmal Öl, nur Krieg. Und wir besingen mit Judy Baileys Band vereint für Demokratie die ersten echten freien Wahlen im Kongo. Verantwortung übernehmen. BP) …

Die CMA hatte damals, nach Tschernobyl, ihre einzige Chance verpasst. Machen Sie Ihre Marketingpflicht zur PR-Kür, am besten first thing in the morning – es gibt niemals eine zweite Gelegenheit für eine verpasste Chance.

Bild © patator | stock.xchng, sxc.hu

ECM Markenführung Eric C. Martienssen
Letzte Artikel von ECM Markenführung Eric C. Martienssen (Alle anzeigen)